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Joseph Vogl: Das Gespenst des Kapitals

Joseph Vogl

Das Gespenst des Kapitals

Broschur, 224 Seiten

ePub

»Resonanzkatastrophen sind ganz und gar systemkonform«

Angesichts der Ereignisstürme im gegenwärtigen Finanz­geschäft widmet sich Joseph Vogl den Wahrnehmungs­weisen, Theorien und Problemlagen dessen, was man mit gutem Grund immer noch Kapitalismus nennen muss. Gerade Finanzmärkte gelten als das Marktgeschehen schlechthin: Unbelastet von den Beschwernissen der Produktion sind sie – für die herrschende ökonomische Doktrin – Schauplätze eines perfekten Wettbewerbs und idealer wirtschaftlicher Ausgleichprozesse: ein segensreiches Zusammenspiel von gewinnorientierten und also ebenso rationalen wie zuverlässigen Akteuren. Darum wollte man in Spekulationsblasen und Crashs bloße Anpassungskrisen oder jene Ausnahmesituationen erkennen, die im irrationalen Überschwang eines vielleicht gierigen, vielleicht inkompetenten oder schlicht rücksichtslosen Spekulationswesens gründen.

Hier setzen die Fragen des Essays an: Sind die irrationalen Exuberanzen wirklich Ausnahmefälle oder nicht eher reguläre Prozesse im Getriebe kapitalistischer Ökonomien? Reicht die Unterscheidung von rational und irrational überhaupt hin, die Effekte dieses Systems zu fassen? Begegnet ökonomische Rationalität hier nicht unmittelbar ihrer eigenen Unvernunft? Arbeitet das System tatsächlich effizient und rational?

Einer ebenso historischen wie theoretischen Sondierung folgend, hegt der Essay einen grundlegenden Zweifel darüber, ob die alte liberale Hoffnung auf die ausgleichende Ordnungsmacht des Marktes – Adam Smiths berühmte ›unsichtbare Hand‹ – noch gerechtfertigt ist. So wenig der Kapitalismus als reiner Rationalisierungsprozess beschrieben werden kann, so wenig lassen sich Spekulation und Spekulanten als verworfene oder pathologische Ausnahmegestalten begreifen. Das liegt nicht zuletzt an den Dynamiken der modernen Finanzökonomie, die sich auf die Wirkungsweise einer stets offenen und ungewissen Zukunft verpflichtet. Für die Märkte der futures und Derivate ist Zukunft, d.h. Zeit zur unerschöpflichen Ressource geworden. Im Zentrum steht das Wissen um jene scheinbar irregulären Ereignisse, in denen die finanzökonomische Welt unlesbar und undurchschaubar geworden ist: Hier wirken Ungewissheit und Instabilität im Herzen des Systems; und hier vollzieht sich ein Angriff der Zukunft auf die übrige Zeit – das Gespenst des Kapitals.

Inhalt
  • 7–8

    Vorbemerkung

  • 9–29

    Der schwarze Schwan

  • 31–52

    Idylle des Markts I

  • 53–82

    Zeit des Kapitals

  • 83–114

    Idylle des Markts II

  • 115–140

    Ökonomische und soziale Reproduktion

  • 141–178

    Überraschungsraum

  • 179–203

    Anmerkungen

  • 205–222

    Literatur

  • 223

    Bildnachweise

  • Wirtschaft
  • Diskursgeschichte
  • Finanzsystem
  • Ökonomie
  • Politik
  • Kredit
  • Kapitalismuskritik
  • Finanzkrise
  • Kapitalismus
  • Homo oeconomicus
  • Finanzmärkte
  • Politische Ökonomie

»So pointiert, faktengesättigt und geistesgeschichtlich inspiriert kommt keine zweite Analyse unserers Wirtschaftssystems daher.« Christian Geyer, FAZ

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Joseph Vogl

Joseph Vogl

ist Professor für Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin und Permanent Visiting Professor an der Princeton University, USA. Mit »Das Gespenst des Kapitals« (2011) hat Joseph Vogl  »einen heimlichen Bestseller geschrieben, der weit über die Feuilletons Aufsehen erregte« (DER SPIEGEL).

Weitere Texte von Joseph Vogl bei diaphanes

»Die Perplexität ökonomischer Lehrmeinungen legt den Schluss nahe, dass die Finanzökonomie gerade als effiziente chaotisch, als allwissende ignorant und als regelhafte ganz und gar aleatorisch operieren. Hier herrscht eine rationale Unvernunft.

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